Schüler sollen wieder beim Klassenzimmerputz mithelfen
Schüler sollen wieder beim Klassenzimmerputz mithelfen, Pexels/Foto illustrativ

Die Diskussion über die Reinigung von Schulräumen durch Schüler sorgt in Baden-Württemberg für Aufmerksamkeit. Der Vorschlag des Oberbürgermeisters von Schwäbisch Gmünd, Richard Arnold, stößt auf Zustimmung, aber auch auf heftige Kritik. Arnold argumentiert, dass Schüler zur Entlastung der kommunalen Haushalte wieder beim Putzen der Klassenzimmer helfen sollten.

Inhaltsverzeichnis:

Richard Arnold und die Idee der Schülerreinigung

Arnold, Mitglied der CDU, erklärte im SWR-Programm „Zur Sache!“, dass Schüler früher regelmäßig selbst mitgeholfen hätten, ihre Klassenräume sauber zu halten. Er erinnerte daran, dass man früher freitags und samstags die Tafel und den Boden gereinigt habe. Heute, so der Politiker, fehle diese Beteiligung. Arnold möchte die Schüler wieder stärker einbinden, um die kommunalen Finanzen zu entlasten.

Er verwies auf konkrete Zahlen. Wenn Kinder und Jugendliche einen Teil der Reinigung übernähmen, könne man die Arbeitszeiten der professionellen Reinigungskräfte kürzen. Das würde laut Arnold Einsparungen von 200.000 bis 250.000 Euro jährlich bedeuten. Die Maßnahme solle im nächsten Haushalt von Schwäbisch Gmünd geprüft werden, in dem ein Defizit von acht Millionen Euro besteht.

Frank Nopper warnt vor überzogenen Erwartungen

Auch Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper, ebenfalls CDU, äußerte sich zum Vorschlag. Er zeigte Verständnis, sah jedoch Grenzen. „Aus meiner Sicht dürfte die Teilnahme von Schülern am Schulputz kaum Einsparungen für kommunale Haushalte bringen“, erklärte er. Nopper betonte, dass die Maßnahme vor allem pädagogischen Wert haben könne. Sie könne die Sozialkompetenz junger Menschen stärken, auch wenn die finanzielle Wirkung gering sei.

Er berichtete zudem von eigenen Erfahrungen. Als Schüler habe er wiederholt für sechs Mark pro Stunde beim jährlichen Schulputz mitgearbeitet. Dabei habe er gelernt, dass Putzarbeiten – besonders durch jüngere Schüler – nur unter Anleitung, zum Beispiel durch einen Hausmeister, sinnvoll seien.

Die Beteiligung der Schüler am Putzen soll Einsparungen bringen
Die Beteiligung der Schüler am Putzen soll Einsparungen bringen, Pexels/Foto illustrativ

Thomas Strobl unterstützt die Initiative teilweise

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl, ebenfalls CDU, bezeichnete Arnolds Idee als „charmant“. Für ihn sei es selbstverständlich, dass Schüler Verantwortung übernehmen. Strobl erklärte, die Beteiligung der Jugendlichen an der Sauberkeit ihrer Umgebung könne ein wichtiges Lernfeld sein. Er betonte, dass solche Erfahrungen in seiner Jugend keine negativen Erinnerungen hinterlassen hätten.

Er sieht darin einen positiven Geist, den man jungen Menschen vermitteln könne. Für Strobl steht dabei weniger der finanzielle Aspekt im Vordergrund, sondern der gesellschaftliche Nutzen.

Kritik des Landesschülerbeirats und der Gewerkschaft Verdi

Ganz anders bewertet der Landesschülerbeirat Baden-Württemberg die Initiative. Die Vertreter der Schüler bezeichneten Arnolds Plan als unsinnig und ineffektiv. Sie betonten, dass das Einsparpotenzial gering sei und der ohnehin dichte Schulalltag keinen Raum für zusätzliche Aufgaben biete. Nach Ansicht des Beirats sollten Schüler sich auf Lernen konzentrieren, nicht auf Reinigungsarbeiten.

Auch die Gewerkschaft Verdi Baden-Württemberg wies den Vorschlag scharf zurück. Landeschefin Maike Schollenberger machte deutlich: „Kinder sind keine Reinigungskräfte.“ Sie bezeichnete die Idee, Schüler die Arbeit qualifizierter Reinigungskräfte übernehmen zu lassen, als respektlos gegenüber den Beschäftigten. Schollenberger erinnerte daran, dass Reinigung eine qualifizierte Tätigkeit sei, die Fachkenntnis und Erfahrung verlange.

Debatte über Verantwortung und Finanzen

Die Diskussion zeigt, wie unterschiedlich die Sichtweisen auf Verantwortung, Bildung und Finanzen in den Kommunen sind. Während einige den Vorschlag als sinnvolle Erziehung zur Selbstständigkeit betrachten, sehen andere darin eine unfaire Verschiebung von Aufgaben.

  • Kommunen suchen nach Wegen, um Haushaltsdefizite zu verringern.
  • Schüler sollen mehr Verantwortung im Alltag übernehmen.
  • Gewerkschaften und Schülervertretungen lehnen eine solche Lösung ab.

Ob der Vorschlag in Schwäbisch Gmünd tatsächlich umgesetzt wird, bleibt offen. Klar ist jedoch, dass er eine breite gesellschaftliche Diskussion über Pflichten, Bildung und finanzielle Grenzen ausgelöst hat.

Quelle: STUTTGARTER ZEITUNG

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