Gewalt an Schulen
Gewalt an Schulen, pixabay/Foto illustrativ

2024 wurden an deutschen Schulen 2.545 Gewaltstraftaten registriert. Trotz der scheinbaren Stabilität verbergen sich hinter dieser Zahl tiefgreifende Veränderungen. Das Innenministerium verweist auf eine Ausweitung der Statistik, wodurch erstmals auch neue Tatbestände wie sexuelle Beleidigungen erfasst wurden. Ohne diese Anpassung wäre ein Rückgang der Vorfälle um 145 Fälle, also 5,7 Prozent, zu verzeichnen gewesen. Die Bildungsgewerkschaften und Behörden fordern angesichts dieser Zahlen gezielte Maßnahmen.

Inhaltsverzeichnis:

Mehr Betroffene durch Statistikänderung

Die Zahl der betroffenen Personen stieg 2024 auf 3.041. Im Vorjahr waren es noch 2.838. Das entspricht einem Zuwachs von rund 7 Prozent. Laut Innenministerium ist dieser Anstieg fast ausschließlich auf die neu aufgenommenen Straftaten zurückzuführen.

58,5 Prozent der Opfer wurden leicht verletzt, 39,6 Prozent blieben unverletzt. Mehr als die Hälfte aller Fälle waren vorsätzliche leichte Körperverletzungen. 89 Prozent aller Delikte fielen unter Rohheitsdelikte wie Bedrohung oder Freiheitsdelikte. Lehrkräfte wurden besonders stark betroffen – ihre Zahl stieg um rund 74 Prozent auf 245. Auch 2.796 Schülerinnen und Schüler wurden Opfer.

Anteil ausländischer Verdächtiger steigt

Die Zahl der ausländischen Tatverdächtigen nahm um 22,6 Prozent auf 1.041 zu. Damit stellten sie 36,5 Prozent der Beschuldigten. Im Gegensatz dazu lag der Anteil ausländischer Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2023/24 nur bei 15,9 Prozent. Im Vorjahr betrug dieser Anteil noch 15,3 Prozent.

Die Diskussion um diese Diskrepanz wird kontrovers geführt. Der Landesschülerbeirat betont, dass Migration laut einer Studie des ifo-Instituts nicht ursächlich für mehr Gewalt sei. Vielmehr nennt er fehlende soziale Strukturen, mangelhafte Integration und wirtschaftliche Unsicherheit als Hauptgründe.

GEW fordert mehr Sozialarbeit an Grundschulen

Die Bildungsgewerkschaft GEW verlangt den flächendeckenden Ausbau der Schulsozialarbeit. Jährlich sollen 100 neue Stellen entstehen. Besonders Grundschulen seien vorrangig zu berücksichtigen. Ergänzend wird ein Waffenverbot im Schulgesetz befürwortet.

Matthias Schneider, Geschäftsführer der GEW, verweist auf die Rolle psychischer Erkrankungen bei der Entstehung von Gewalt. Die Nachfrage nach Fortbildungen zum Umgang mit psychisch belasteten Schülerinnen und Schülern sei stark gestiegen.

Neue Konzepte aus Bildung und Polizei

Der Verband Bildung und Erziehung fordert Anpassungen im Lehramtsstudium. Gewaltprävention soll in Studium, Referendariat und Weiterbildung integriert werden. Schulen müssten Zeit und Ressourcen erhalten, um Wertevermittlung und Gewaltprävention umzusetzen. Gerhard Brand, Landesvorsitzender des VBE, sieht Schulen als Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen.

28 schulpsychologische Beratungsstellen in Baden-Württemberg unterstützen Lehrkräfte und Familien. Zusätzlich bietet die Polizei im Rahmen der „Polizeilichen Prävention auf dem Stundenplan“ Unterrichtseinheiten zu Gewalt, Drogen und Mediengefahren an.

Ein weiteres Projekt läuft seit August. Das Landeskriminalamt hat ein Konzept zur Messerkriminalität entwickelt. Ziel ist es, Jugendliche gezielt dafür zu sensibilisieren, keine Messer mitzuführen oder zu benutzen.

Die erfassten Zahlen geben nur bedingt die tatsächliche Entwicklung wieder. Durch neue Kategorien wurde ein statistischer Anstieg erzeugt, obwohl die klassischen Gewaltdelikte rückläufig waren. Die Forderungen der Bildungsverbände konzentrieren sich auf Sozialarbeit, Prävention und Ausbildung. Die Behörden reagieren mit erweiterten Beratungs- und Präventionsprogrammen.

 Quelle: Stuttgarter Zeitung

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