84 Prozent der Jugendlichen möchten das Smartphone im Unterricht nutzen. Doch nur etwa 14 Prozent der Schulen erlauben das regelmäßig. Diese Diskrepanz führt zu wachsendem Unmut bei Schülern und bildungspolitischen Verbänden. Digitale Endgeräte sind im Alltag längst etabliert, doch in der Schule dominiert vielerorts ein restriktiver Umgang.
Inhaltsverzeichnis:
- Nutzung an 94 Prozent der Schulen eingeschränkt
- Nutzung nur eingeschränkt erlaubt
- Schüler nicht an Entscheidungen beteiligt
- Verbände und Studien zeigen gegensätzliche Positionen
Nutzung an 94 Prozent der Schulen eingeschränkt
Laut einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter über 500 Jugendlichen an weiterführenden Schulen zeigen sich deutliche Gegensätze zwischen Lebenswirklichkeit und Schulpraxis. 94 Prozent der Schulen haben feste Regeln oder Verbote zur Smartphone-Nutzung. An rund 17 Prozent herrscht sogar ein Komplettverbot. Lediglich zwei Prozent der Schulen erlauben eine uneingeschränkte Nutzung. Gleichzeitig geben 84 Prozent der Schülerinnen und Schüler an, ihr Smartphone gerne als Lernmittel im Unterricht einzusetzen.
Nutzung nur eingeschränkt erlaubt
Obwohl die Mehrheit der Jugendlichen Lernbereitschaft zeigt, schränken viele Schulen die Smartphone-Nutzung stark ein. Oft dürfen Geräte mitgebracht, aber nur in Pausen oder bestimmten Räumen verwendet werden. Pädagogische Bedenken wie Ablenkung und Disziplinprobleme stehen im Vordergrund. Die tatsächliche Nutzung als Bildungsinstrument ist selten und meist stark reglementiert.
Nur etwa jede siebte Schule erlaubt regelmäßig den Einsatz von Smartphones im Unterricht. Die Kluft zwischen der Alltagsnutzung digitaler Medien und ihrer schulischen Integration bleibt damit groß. Die digitalen Kompetenzen, die im Berufsleben und in der Gesellschaft gefordert werden, werden in der Schule nur begrenzt vermittelt.
Schüler nicht an Entscheidungen beteiligt
Ein weiterer kritischer Punkt ist die mangelnde Mitsprache. Nur an 12 Prozent der Schulen wurden Schülerinnen und Schüler in die Entscheidung über Smartphone-Regeln einbezogen. Der Digitalverband Bitkom fordert, Jugendliche stärker einzubinden und Schulen zu Orten praxisnaher Medienbildung zu machen. Digitale Selbstbestimmung und der reflektierte Umgang mit Technologien sollen früh gelernt werden. Folgende Punkte kritisiert Bitkom besonders:
- Geringe Beteiligung der Schülerschaft
- Mangelnde Ausrichtung auf digitale Lebensrealität
- Unzureichende Förderung von Medienkompetenz
Der Verband fordert klare, gemeinsam entwickelte Regelungen anstelle pauschaler Verbote.
Verbände und Studien zeigen gegensätzliche Positionen
Die Diskussion wird auch auf bildungspolitischer Ebene kontrovers geführt. Während viele Lehrkräfte – insbesondere in Pflichtschulen – Smartphone-Verbote befürworten, fordern andere Akteure eine Modernisierung. Die Bundesschülerkonferenz spricht sich klar gegen pauschale Verbote aus. Sie warnt vor einer Verstärkung der digitalen Spaltung.
Auch internationale Studien wie aus Österreich zeigen geteilte Meinungen. Auf der einen Seite steht der Wunsch nach Konzentration im Unterricht. Auf der anderen Seite die Notwendigkeit, digitale Medien aktiv in den Lernprozess zu integrieren.
Ein Kompromiss könnte in individuell abgestimmten Regeln liegen, die sowohl Lernziele als auch digitale Realität berücksichtigen. Dabei sind Schulen gefordert, klare Leitlinien zu entwickeln, die Ablenkung reduzieren und dennoch digitale Kompetenzen fördern. Der Bildungsalltag soll so den Anforderungen einer vernetzten Welt gerecht werden.
Quelle: Stuttgarter Nachrichten