Bernhard Hanel aus Stuttgart widmet sein Leben dem Bau von Spielplätzen für Kinder in Not. Seine Firma KuKuk GmbH realisiert weltweit Projekte – auch in Kriegs- und Krisenregionen. Die Idee entstand nach dem Jugoslawienkrieg. Heute zählt sein Unternehmen 70 Beschäftigte. Jüngstes Beispiel: ein Spielplatzprojekt in Bosnien und Lieferung von Spielplatz-Containern in die Ukraine.
Inhaltsverzeichnis:
- Sarajevo, Travnik und Charkiw als Wendepunkte
- Arbeitsweise im Stuttgarter Planungsbüro
- Kritik an Sicherheitsdenken und Bildungsdruck
- Weltkinderforum und der Blick nach vorn
Sarajevo, Travnik und Charkiw als Wendepunkte
Bernhard Hanel, einst DJ und Tanzlehrer in Stuttgart, gründete 2004 die KuKuk GmbH für Spiel- und Außenraumgestaltung. Der Impuls kam nach einer Reise ins kriegsversehrte Sarajevo, wo er multiethnische Kindergärten kennenlernte. Dies war für ihn der Beginn einer neuen Mission.
Seither ist Hanels Unternehmen in zahlreichen Ländern aktiv. Seine Firma realisiert Spiel- und Kletteranlagen in:
- Slums
- Waisenhäusern
- Sozialzentren
- Schulen
- Flüchtlingsunterkünften
2025 war Hanel erneut in Bosnien unterwegs. Innerhalb von sechs Tagen errichteten junge Freiwillige dort einen großen Spielplatz. Bei solchen Aktionen wird nicht nur gebaut – es entstehen Begegnungen und neue Perspektiven für die Beteiligten.
Wo ein Bauprojekt nicht machbar ist, setzt KuKuk auf eine mobile Lösung. Spielplatz-Container kosten zwischen 25.000 und 35.000 Euro und wurden zuletzt nach Charkiw geliefert.
Arbeitsweise im Stuttgarter Planungsbüro
In Stuttgart-Möhringen betreibt KuKuk ein rund 300 Quadratmeter großes Planungsbüro. Dort arbeiten 15 Fachkräfte: Architekten, Designer, Künstler, Handwerker und Pädagogen. Ihre Entwürfe hängen als großformatige Fotografien an den Wänden.
Das Team nutzt digitale Werkzeuge zur Gestaltung von:
- Spielplätzen
- Kletterlandschaften
- Bewegungsräumen für Kinder mit Behinderung
Insgesamt beschäftigt KuKuk rund 70 Personen. Das internationale Netzwerk wächst stetig, Projekte entstehen u. a. in Nepal, Moldawien, Äthiopien und der Schweiz. Immer wieder werden Jugendliche in den Bau einbezogen – eine Maßnahme zur sozialen Integration.
Kritik an Sicherheitsdenken und Bildungsdruck
Hanel sieht im Spiel ein zentrales Element kindlicher Entwicklung. Er selbst wuchs auf der Straße spielend auf und kritisiert, dass heutige Kinder diesen Raum oft nicht mehr haben. Seine Empfehlung: fünf bis sieben Stunden Freispiel täglich.
Er berichtet auch von Erfahrungen in Asien: Kleinkinder in strukturierten Bildungseinrichtungen leiden dort bereits im Alter von sechs Jahren unter Überforderung. Symptome seien Apathie oder extreme Unruhe.
In Äthiopien erlebte er das Gegenteil. Kinder spielten selbstvergessen zwischen Mülltonnen – für Hanel ein Beweis, dass Spiel überall stattfindet, wenn man es nur zulässt. Auch der Austausch zwischen Kindern aus verfeindeten Ländern sei möglich und wichtig.
Weltkinderforum und der Blick nach vorn
2023 rief Hanel das Weltkinderforum ins Leben. Ziel war es, Kindern eine politische Stimme zu geben – als Gegengewicht zum Weltwirtschaftsforum in Davos. 2024 musste die Veranstaltung wegen fehlender Mittel abgesagt werden. Die Kosten: 400.000 Euro.
Für 2026 ist eine Neuauflage geplant. Unterstützt wird das Projekt u. a. von Gabriele Fischer, Gründerin und Chefredakteurin des Magazins „brand eins“.
Auch wenn Hanel seine Arbeit als „Mini-Tropfen auf einem heißen Stein“ bezeichnet, ist sein Engagement ungebrochen. Jüngst führte ihn eine Reise nach Georgien. Seine Motivation bleibt klar: Jede Kinderbiografie ist wertvoll. Für ihn ist Untätigkeit keine Option.
Quelle: Stuttgarter Zeitung